Knie Reha: 2:1 für mich – oder: Über 7 Krücken musst du gehn, und über 4 bin ich drüber

Nun, es war ein Schock, hat schon gesessen – darum schreib ich auch jetzt erst einmal ausführlicher.

Anfang Februar im geliebten Schnee hab ich mir dieses Jahr versaut – doch nicht, dass ihr meint: jaja, der ist ja schon immer in jeden Hang reingepowdert mit seinen Freeride-Latten, nein: Beim Snowboardkurs im Schul-Schilager ist der blöde und unnötige Unfall passiert. Klar, wen haut es hin: den Lehrer… Nun, dann lief es folgendermaßen: ein Donnerstag-Nachmittag im Krankenhaus Zell a. See, dann die Nacht noch im Highlife-Schilagerhaus (aber mit einer gewissen Dosis Schmerztabletten fliegt man über allem), sofort für den nächsten Tag machte Sandra in München eine Kernspin klar. Und gleich auch noch den Kniedoc der Kniedocs: Chefarzt Dr. Jörg Richter. Montag bereits reiste ich zu ihm nach Mark Gröningen bei Stuttgart.

Die Diagnose: vd.Kreuzband-Ruptur, Innenband-Teilruptur, Innen- und Außenmeniskus Korbhenkelriss, Knorpelstauchung, Bone-bruise Läsion, Synovitis, Notchenge. Ja, das dürfe alles gewesen sein… Doc Richter schnaufte auch einmal tief durch, und schob mich tatsächlich für den nächsten Tag noch in seinen schon überaus vollen OP-Tag. Eine Aktion, für die ich ihm ungemein dankbar bin – so etwas ist bei einem so gefragten Spitzenmann wirklich nicht alltäglich. Dann die OP. Sandra und ich sind jetzt quasi Knie-Geschwister: Wie bei ihr bekam auch ich eine Kreuzbandplastik aus meiner Semitendinosus-Sehne (double-bundle-Technik), dazu wurden die Menisken refixiert usw. usw.

Alles klar soweit auf dem Papier, aber mir ging es erstmal echt übermäßig mies. Schmerzen, Schwellung, Narkosestress und Bewegungsunfähigkeit hielten mich statt 3 Tagen gleich mal 5 auf der Station – ich war wirklich die Heulboie dort… (wobei ich jetzt eigentlich nicht zu den Zimperlichsten gehöre, sagt man zumindest; aber es war einfach „heftig viel zu tun“). Auch daheim ging es so weiter. Sofort sprang Jonas als mobiler Physio-Schatz ein und „lymphte“ sich die Finger wund (Jonas, danke danke danke dir für alles – aber das wirst du ja noch länger und öfters hören), dazu bin ich beim Reha-Studio hier vor Ort in Behandlung (Danke Yvonne!!). Langsam wurden die Schmerzen dann auch besser, langsam konnte ich etwas mehr bewegen. In meiner Wohnung sieht es mittlerweile aus wie in Reha-Hausen: CamOPED-Bewegungsschiene, Elektro-Stimulation für Schmerz und Muskel, AV-Venenpumpsystem, Hanteln, Gummizüge, Seile, Isomatten, Wackelbretter, Eiseimer, tausend Tabletten und Tuben und Wickel. Und die neuen Schi sowie das Bike im Gang, zur langfristigen Motivation.

Nun, nach 8 Wochen sieht es so aus: Streckung fehlt zu 5 Grad, Beugung komm ich max. auf 90. Das ist noch zu wenig, es läuft zäh. Aber: Ich darf nun wieder belasten, soll die Krücken abbauen. Also Angriff! War nun schon wieder in der Beinpresse (fragt nicht wieviel kg…), gehe jeden zweiten Tag Schwimmen und sammle da fleißig Bahnen (halt nur Kraul ohne Beine, das wird ein Oberkörper: komm nur her Flo…; und Bergrennen adé…). Auf dem Rad war ich auch schon! Naja, gut: ein Reha-Ergometer mit verkürzbarer Kurbel, zwei mal zehn Minuten mit 50 Watt – sowie ein Ausflug mit der kleinen Cousine um den Block (Omarad, Einbeintechnik). Auf einem Gipfel war ich auch schon! Und zwar das „Hörnle“ zu Kirchheim/Teck, erkämpft über den „Südgrat“; Höhe des Parkplatzes: 592m, Gipfel 605m ü.d.M.

Wie man sieht: Ich spring noch nicht wieder in die Wolken, aber ich freue mich über die Kleinigkeiten und die behutsamen Schritte wie über eine Transalp-Zieleinfahrt. Als weiterer Lichtblick gilt mir die ungemeine Unterstützung, die mir entgegengebracht wird: Ein riesengroßes Danke möchte ich loswerden an das Team (Sandra, Peggy – Jonas!, an dich nochmal im ganz Speziellen) und vor allem auch an meine Familie und an meine Freundin – ohne euch wäre ich echt aufgeschmissen gewesen, in jeglichen Hinsichten. Jetzt geht es immer weiter, hoffentlich.